Das ist eine relativ kleine Straße, die ich oft „besuche“. Man sieht dort nichts, was an die Natur erinnern kann… im ersten Augenblick. Aber wenn man genau hinschaut, entdeckt man die wahren Schönheiten!
Erste Naturschönheit auf meinem Weg war eine altbekannte Pflanze: Ringelblume (Calendula officinalis).
Für den einen Unkraut, für den anderen Heilkraut. Für mich auf jeden Fall eine schöne Pflanze, die, wie man sieht, eine unglaubliche Durchsetzungskraft hat! Ich liebe ihre intensive, strahlende Sonnenfarbe und den einmaligen, frischen Geruch. Die Blätter haben genauso starken Duft, wie die Blüten. Damit verbinde ich Sommer, Heiterkeit und Entspannung. Sie wächst auch bei mir im Garten.
In ihrem Buch „Von Salbei, Klee und Löwenzahn“ 1996 schreibt Elisabeth Brooke einen interessanten Kommentar zur Ringelblume:
„Es gibt Aggressivität, die sich in der Welt ausdrückt, und Aggressivität, die wir gegen uns selbst richten. Durch Kunstdünger und chemische Zusätze vergiftete Speisen essen, rauchen und Alkohol trinken sind eine der häufigsten Methoden, wie wir unsere Frustration gegen uns selbst richten. Der Körper ist der Tempel, in dem wir wohnen. Wir können ihn dadurch reinigen, dass wir zweimal im Jahr fasten und regelmäßig Ringelblumentee trinken. Iss weniger und ernähre dich vernünftig! Wir sollten versuchen, alle Giftstoffe, wie schädliche Kosmetika und Chemikalien, aus unserem Leben zu verbannen. Wir müssen wieder mit den lebenspendenden Sonnenkräften in Verbindung treten – müssen wieder mit der Natur leben und miteinander daran arbeiten, unsere besinnungslose Fahrt in den Untergang zu stoppen. Die Sonne wird jeden Tag wiedergeboren: Wir können eine neue Lebensweise gebären, eine neue Welt.“
Zweite Naturschönheit ist auch keine Unbekannte: Wilde Malve (Malve sylvestris).
Sie war noch vor 5000 bei Chinesen als Heilpflanze beliebt. Und die Römer kochten die Malven zusammen mit Öl, Salz und Honig zu einer Delikatesse "omnimorbium - „heilsam gegen alle Krankheiten“. Die Malven sind allgemein bei den Hummeln, Bienen und Co. sehr beliebt! Auch die Wilde Malve hatte ich im Garten.
Beide Pflanzen sind einjährig und wir haben jetzt Winter!
Aber nicht nur diese zwei Farbtupfer habe ich entdeckt, sondern auch eine Baumrarität: Lederhülsenbaum oder Gleditschia (Gleditsia triacanthos).
Das ist ein Rätsel, wie dieser seltene Baum auf diese Stadtstraße kam. Er ist bestimmt schon ziemlich alt und ich glaube nicht, dass er sich von alleine, wie die Ringelblume und Malve, ausgesät hat. Die Gleditschia ist nach dem Johann Gottlieb Gleditsch genannt, der im 18. Jhdt. als Direktor des Berliner Botanischen Gartens tätig war. Diese ungewöhnliche Baumart kommt aus den USA und erinnert an die Akazien.
Allein wie diese Gleditschia vor mir in den Himmel ragte, war ich schon total fasziniert. Ich sammelte die langen Hülsenfrüchte und staunte dann zu Hause, was für ein toller Baum das ist. Er gehört zu den Klimawandelgehölzen, davon habe ich noch nie was gehört oder gelesen, d.h. wieder was gelernt. Das Schönste an dem Lederhülsenbaum ist seine Blütenpracht, die voller Nektar und Pollen ist! Er blüht in Juni und zieht unzählige Insekten an. Ich kann es mir „bildhaft“ vorstellen, wie überschwänglich dieser Baum duftet!
Also auch auf einer langweiligen Straße kann man wahre Naturschätze entdecken.