Sonntag, 12. September 2021

Teil 4: Ein Stück Seife verändert mein Leben


Reduktion und Minimalismus
Als ich Fachabitur machte, musste ich eine Arbeit zum Thema Minimalismus schreiben und eine Mode-Kollektion zu diesem Stil entwerfen. Das war überhaupt nicht mein Thema! Ich hätte lieber Vintage-Style oder Boho-Chic, auch Steampunk hätte mich gereizt, aber doch nicht das! Das war ein ganz harter Brocken für mich und ich war sehr unzufrieden, dass ich dieses Los gezogen habe. Aber ich wollte gute Noten haben und war praktisch gezwungen, mich mit Minimalismus auseinanderzusetzen. 
 
"Minimalismus: 
In der Mode ein dem Purismus nahe stehender Stil, bei dem der strengen Konstruktion durch minimale Effekte das Besondere gegeben wird.
 
Purismus (von lat. purus, „rein“):  
In der Mode strebt der Purismus einen einfachen, dem Körper leicht angepassten Schnitt an und lässt keine Verzierung oder Dekoration gelten, was eine Ablenkung vom Wesentlichen, des Authentischen, bedeutet. Die Grenze zum Minimalismus ist fließend."
Reclams „Mode- und Kostümlexikon“ von Ingrid Loschek.

Eigentlich ganz einfach zu verstehen: Man reduziert alles auf das Wesentliche.
 
Dieses Verständnis hat mir die Arbeit erleichtert, danach konnte ich dieses ungeliebte Thema bewältigen und zum guten Schluss bringen. Es war abgehakt! Puhhh… 
 
Das dachte ich damals. Dieses Thema war aber wieder in meinen Fokus gerückt und diesmal hat es mich nicht so hart getroffen – im Gegenteil, ich war reif. 
 
Als ich meinen Schreck vom Palmöl überwunden habe, wollte ich handeln und das hat eine Kettenreaktion in mir ausgelöst. Auf einmal kamen alle Themen auf mich zu, die mich schon lange beschäftigt haben. Alles drehte sich um eins – das bewusste Leben: Konsumverhalten, Plastikmüll, bedenkliche Inhaltstoffe und daraus folgend auch Selbstwertgefühl. 
 
Ich war total überfordert: So viele Themen, die wichtig sind und mit Fokussieren war nichts! Es ging einfach nicht. Fragen über Fragen. 
 
Was tun? 
Wo fange ich an? 
 
Die Hilfe kam von alleine, ein Stück Seife ohne schädliche Inhaltsstoffe, verpackt in ein einfaches Papier - Die Reduktion auf das Wesentliche! 
 
Kein Mikroplastik, kein unnötiger Abfall, kein Palmöl. Dafür aber viel Pflege und zusätzlich ein gutes Gewissen. Ab jetzt wollte ich bewusst den Plastikmüll vermeiden. Das geschah natürlich nicht an einem Tag. Die grundlegenden Umstellungen im Leben dauern gewisse Zeit, aber sie bringen Früchte und erschließen neue Wege. 
 
Mein neuer Weg führte ganz einfach durch die Natur, die im Zentrum meines Lebens stand und steht. Eines Tages ging ich nach der Arbeit durch den Park in Wetschewell und ärgerte mich schwarz wegen Müll auf dem Wegesrand. Plötzlich fragte ich mich: Wieso warte ich auf jemanden, der für mich etwas tut? Das kann ich doch selbst! Und beim nächsten Mal war ich mit einem Müllbeutel und Putzhandschuhen bewaffnet. So war mein eigenes Projekt geboren – Mach Natur sauber. Ein Projekt für die Umwelt unter der Devise: Die Natur ist es wert, in Liebe gepflegt zu werden, weil wir ein Teil davon sind! 
 
Wie immer am Anfang war es schwierig, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. In meinem Haushalt ging es ab jetzt um die Reduktion. Keine Produkte mehr mit Palmöl und so wenig wie möglich Plastikmüll. Und draußen in der Natur sammelte ich Müll. Dabei musste ich mein Verhalten vielfach ändern und habe daraus viel gelernt. 
 
Auch mit Seife musste ich lernen. Meine Haare sträubten sich dagegen. Klar, sie waren an alles andere gewohnt, als an die einfache Pflege. Ich hatte immer 2-3 verschiedene Shampoos. Plus Haarwasser, Conditioner, Haarmasken und mein besonders Merkmal war auf die Stylingprodukte gerichtet. Aber als ich auf die Inhaltsstoffe geschaut habe, bekam ich wieder einen Schock. Nicht nur Müll in meinem eigenen Haushalt, auch die Wasserverschmutzung im großen Stil. 
 
Brauche ich das? - Definitiv nicht! 
 
In diese Seifen von Aleppo habe ich mich sofort verliebt. 
Mein Lieblingsprodukt von Zhenobya ist… 
??? 
Tada - Haarwaschseife mit 7 Ölen und Propolis! 
Ich habe drei Anläufe mit Pausen dazwischen gebraucht bis meine Haare endlich glücklich waren. Und nicht nur die Haare, auch die Kopfhaut und ich.
 
 
Mittlerweile mache ich mir mein Shampoo selbst, indem ich die Haarwaschseife verflüssige. Danach kommt saure Rinse (Spülung mit Apfelessig) und sonst nichts. Im Jahr brauche ich drei Seifenstücke dafür. Meine Haare sind gesund und glänzen, meine Kopfhaut ist zufrieden und macht mir keine Probleme mehr. Es gibt keinen Plastikmüll, nur Papier und Glasflasche vom Apfelessig. Für mein Shampoo benutze ich einen Seifenspender, den ich immer wieder nachfülle. 
 
Genau das Gleiche gilt für meine Waschseife. Erst verflüssigen, dann genießen. Für Hände benutze ich aber gerne Seifenstücke. Bei Zhenobya gibt es tolle Duftrichtungen, z. B. Jasmin oder Damaszener Rose. Und aus einfacher Olivenseife kann man selbst tolle Duftseifen machen. Das Prinzip ist einfach: Zuerst verflüssigen, dann ein paar Tropfen ätherisches Öl (z. B. Lavendel) zufügen – fertig! Aus Olivenseife und Natron mache ich außerdem noch Geschirrspüler. Auch hier gilt Minimalismus mit seiner Reduktion auf das Wesentliche – pflegend sauber machen ohne unnötige Inhaltsstoffe und Abfall. 
 
Man sagt doch so schön – Man sieht sich immer zweimal im Leben. 
Also hat mich Minimalismus doch noch bekehrt und zeigte mir einen einfachen Weg, um glücklich und zufrieden mit sich selbst und der Umwelt zu sein. Ich  hatte meine ersten Erfolge, machte meine erste Schritte, noch wage, aber mit viel Elan. 
 
Nach und nach veränderte sich auch mein Verständnis für eigenes Konsumverhalten. Reduktion war ausschlaggebend. Ich beschäftigte mich mit Inhaltsstoffen, Nachhaltigkeit und versuchte bei mir zu bleiben, viele Werbeparolen funktionierten gar nicht mehr. Schokolade hat mich nicht mehr interessiert, auch die ganze Pflegeabteilung verlor ihren Reiz. Ich mistete in meinen Schränken aus und befreite mich von vielen Sachen, auch im Kopf. Das machte mich offener für neue Themen.
 
Das Wichtigste, was mit mir passierte -  ich wurde aktiv, nicht nur für mich selbst, sondern auch für etwas Großes. Ich habe beschlossen, das ganze Jahr hindurch bei jeder Möglichkeit den Müll in der Natur zu sammeln. Das war nicht nur eine Herausforderung, auch eine tolle Erfahrung in meinem Leben!  
 
Und das Schönste – auf einmal fühlte ich mich frei! 
 
Die Blogreihe geht weiter.
 

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