Freitag, 30. Oktober 2020

Erdwespen und Efeu-Seidenbienen

„Das sind die Erdwespen!“ sagte sie mir am Telefon. „Komm doch vorbei, du wirst staunen!“
Meine gute Bekannte hat in ihrem Garten ein reges Leben entdeckt – mitten auf der kleinen Wiese im Rasen. Klar bin ich hingegangen! Bewaffnet mit meinem Fotoapparat wollte ich unbedingt diese Erdwespen sehen, davon habe ich noch nie etwas gehört.
Wir standen auf der Rasenfläche, die ziemlich mitgenommen aussah, und staunten beide über das Ausmaß der Eroberung. Ein großes Areal, voller Löcher. Hin- und herflogen an uns vorbei die kleinen Gelb-Schwarz gestreiften Insekten. Das war aber so schnell, dass ich nichts genau erkennen konnte. Sie verschwanden in den Löchern und genau diese Löcher haben mich sehr interessiert. Meisterhafte Leistung! Kleine Eingänge, fein gemacht, vor allem sauber gearbeitet. 
Also machte ich die Fotos in der Hoffnung, mehr Infos über die Erdwespen und deren Gepflogenheiten rauszubekommen. In meinen Naturbüchern habe ich nichts darüber gefunden. Die Suche im Internet ergab mehr.
Ich war schockiert…
Nein, nicht über die Erdwespen!
Ich war schockiert – über die „Parolen“ und den Artikelinhalt insgesamt. Alles drehte sich nur um Vernichtung… wie traurig. Es sah so aus, als ob die Wespen die schlimmsten Feinde der Menschheit sind. Und ja, dieses Jahr haben sie zugeschlagen und so viele gestochen wie noch nie, deshalb muss man sie eliminieren.
Meine Gedanken: Auf der Erde ist nichts überflüssig. Die gesamte Natur bildet einen, in sich geschlossenen Kreis, wo alles perfekt aufeinander abgestimmt ist und hervorragend funktioniert. Es gibt keine andere Kreatur auf diesem Planeten, die der Welt so viele Schäden zugefügt hat, wie der Mensch. Dieser Drang alles zu vernichten zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Menschheitsgeschichte.
Es hat mir viel Zeit und Geduld gekostet, etwas Vernünftiges über die Erdwespen zu finden. Aber das, was ich gefunden habe, hat mich unendlich verblüfft!
Auf der Seite „Aktion-Wespenschutz“ steht wirklich spannende und vor allem NÜTZLICHE Information über das Leben der „verhassten“ Wespen. Der Initiator, Peter Tauchert teilt sein Wissen mit und bietet Hilfe an. Und zwar für alle! Auch für Unwissenden, Betroffenen und diejenigen, wie mich, die auf der Suche nach mehr Information sind. Auf einmal tauchte ich in die faszinierende Welt der Insekten ein, die meine Meinung über die lästigen Wespen total verändert hat.
Ich war begeistert und habe Herr Tauchert angeschrieben, gefragt, ob er mir mit Erdwespen weiterhelfen kann. Seine Antwort kam noch am selben Tag:
„Es freut mich, dass Sie sich mit den sozialen Wespenarten beschäftigen und sich darüber informieren möchten.
Sie haben vollkommen Recht, dass viele, viele Anfragen meist darauf abfahren, dass ein Wespennest entfernt und dabei sogar noch getötet wird, ohne sich erstmal zu erkundigen, mit was man es überhaupt zu tun hat.
Es gibt in Deutschland mittlerweile 13 Wespenarten, die alle auf meiner Webseite aufgeführt sind. Erdwespen, Dachbodenwespen, Kleine Hornisse, Pflaumenkuchenwespen … etc., das sind alles Namen, die im Volksmund entstanden sind und denen eine der 13 Wespenarten zugeordnet werden kann. Wobei unter dem Begriff Erdwespen, zwei Arten eingeordnet werden. Als „Dunkelhöhlennister“ gibt es zwei Arten, die man dem zuordnen kann.
Dunkle Nistplätze können sein: Verlassene Mäuse- oder Maulwurfsbauten - also Erdlöcher, Rollladenkästen, dunkle Dachböden, Mauernischen. Und diese Nistplätze werden lediglich von zwei Wespenarten gesucht und bewohnt:
Deutsche Wespe (Vespula germanica) und Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)
Somit sind entweder die Deutsche Wespe oder die Gemeine Wespe die so genannten Erdwespen oder Pflaumenkuchenwespen, weil nur die Wespenart, von den insgesamt 13 Wespenarten, ab Mitte August auf die süßen Speisen, Getränke und Grillfleisch fliegt.
Alle anderen 11 Wespenarten sind somit nicht lästig und werden ungerechtfertigterweise vernichtet.“
Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto mehr irritierte mich das, etwas stimmte nicht so ganz. Meine Fotos zeigten andere Bilder als die Löcher von Erdwespen. Also schickte ich meine Fotos an Herr Tauchert. Und darauf bekam ich eine überraschende Antwort:
„Die Aufnahmen geben nun genau Aufschluss, was sich im Rasen abspielt. Hier befindet sich kein Wespenstaat im Rasen!
Nein, hier gibt es keine Erdwespen, Pflaumenkuchenwespen oder Deutsche- und Gemeine Wespe. Dafür sind die Löcher zu klein und es sind zu viele Löcher mit den kleinen Sandhügeln am Loch. Im Rasen befindet sich eine Kolonie solitär (einzeln) lebender Bienen. Mit solitär Bienen oder Wespen kenne ich mich nicht so gut aus. Mein Gebiet sind die staatenbildenden Wespenarten. Für die Solitärlebenden gibt es andere Spezialisten.
Die Aufnahmen entstanden am 02.10. zu diesem Zeitpunkt gibt es noch die Efeu-Seidenbiene, die ihre Löcher in Sandböden gräbt, um dort Eier abzulegen. Hier wird Pollen vom Efeu in Brutkammern getragen und ein Ei dazu gelegt. Nachdem mehrere Kammern angelegt wurden, wird das Loch verschlossen und das war’s. Nächstes Jahr, zur Efeublüte, erscheinen dann wieder die Efeu-Seidenbienen, die den Vorgang wiederholen. Das Ganze dauert knapp 4 Wochen, bis ca. Mitte/Ende Oktober, dann ist der Spuk vorbei. Regen wird die kleinen Sandhaufen in die Löcher spülen und man kann nichts mehr erkennen.
Efeu-Seidenbienen sind absolut harmlos. Sie haben keinen Staat zu verteidigen und flüchten sofort, bei Annäherung. Um die Sache genau zu bestimmen, wäre es super, einmal eine Aufnahme vom „Lochgräber“ zu bekommen.
Ihre Freundin soll die Bienen einfach ignorieren und in Ruhe lassen. Man kann froh sein, dass es beim Bienen- und Insektensterben doch noch ein paar Bienen gibt, die unsere Pflanzen bestäuben. Außerdem stehen Wildbienen unter besonderem Schutz.
Die abgestorbene Rasenfläche stammt nicht von den Wildbienen. Die nutzen diese Fläche, weil sie dort ihre Löcher in den Sand graben können, da die Wurzeln, vielleicht durch Trockenheit, abgestorben sind. Ein gesunder Rasen ist so stark verwurzelt, da siedeln sich keine Grabwespen oder Erdbienen an.“
OHA! Ich war ehrlich gesagt sprachlos. Aber diese Beschreibung passte jetzt perfekt zu dem, was ich selbst gesehen habe. Neben der Rasenfläche im Garten meiner Bekannten wuchs auch Efeu! Wer hätte gedacht, dass es auch Spezialbestäuber für Efeublüten gibt?
WAS wissen wir überhaupt über die Natur, die uns umgibt???
Diese Frage stelle ich mir immer wieder!

Ich begab mich auf die neue Suche - die Efeu-Seidenbienen.
Die Faszination hörte nicht auf…
Es gibt Menschen, die ihre Liebe zur Natur ausleben und mit anderen teilen. Ihre Leidenschaft steckt an. Dafür bin ich sehr dankbar!!!
Ab jetzt sehe ich die Wespen mit anderen Augen und habe großen Respekt von dem, was diese Insekten leisten!
PS: Ich empfehle einfach jedem hinter die Kulissen „des Wespenstachels“ zu schauen. Das ist eine großartige Entdeckungsreise in die Natur, die mit uns zusammen lebt und uns bereichert.
Dazu ein super Flyer
Über die Efeu-Seidenbienen und Co. https://www.wildbienen.info

Montag, 26. Oktober 2020

Floristik

Ja, schon wieder die Allerheiligen am 1. November. Kleine Bestellung aus dem Familienkreis - das Grabgesteck. 

Bei Lenders, im Raum Mönchengladbach das bekannteste Gartencenter, kostet so ein Grabgesteck ca. 35,-€. Dort habe ich heute das ganze Zeug geholt. Insgesamt habe ich für exotische Trockenfrüchte 4,-€ und für Tannengrün 3,-€ ausgegeben. Kleine Äste, Blätter, Zapfen, Rinde habe ich gesammelt. Künstliche Erika-Zweige lagen bei mir in der Floristik-Kiste. 
Ich habe nur eine halbe Stunde dafür gebraucht, für eine geübte Hand zu viel. Alles ist mit dem grünen Draht befestigt, nichts geklebt. Reine Materialkosten plus noch Draht bleiben unter 10,-€. Ich lasse das unkommentiert, weil die Arbeit einer Floristin auch Geld kostet. Plus Verkaufsräume usw.
Natürlich gibt es Gestecke auch für 9,-€ 
Es gibt auch Menschen, zu denen ich auch gehöre, die diese Sachen gar nicht brauchen.
Weil ich mich verstärkt mit Ökologie und Natur beschäftige, habe ich mich gefragt, was das für exotische Pflanzen sind. Aus meiner Floristikausbildung kenne ich sie, aber nur obergflächlich. 
 
Diese Exoten wachsen doch irgendwo? 
Der Brachychiton-Baum wächst in Australien. Seine Früchte habe ich in weiß und lila.
Das Palm Male Spezial, oder auch Widderzweig kommt aus Indien.

Auf einer Internetseite, die Unmengen von solchen Exoten anbietet, lese ich die Namen, die ich noch nie in meinem Leben gehört habe:
Hochwertige und exotische Trockenblumen Deko: Buddha Nuss, Canoinha, Korkeiche mini, Cardoni Artischocke mit Stiel, Cariniana legalis, Jackfruit, Rumbia Frucht, Laranja Nuss, Juju Bohne, Rosa tefte, Palm Ring, Woody Pear Zweig mit jungen Früchten.

Ist es nicht interessant - wir "karren" massenhaft nach Deutschland diese ganzen Blumen, Früchte, Rinde, Zapfen und Co. Wir machen daraus Grabgestecke oder verschönern damit unser Zhause. Diese Pflanzenteile wachsen irgendwo in der Welt und bereichern die heimische Natur... bis sie irgendwann mal geerntet und gesammel werden, damit ich heute ein Grabgesteck machen kann.

Freitag, 23. Oktober 2020

Aus Alt wird Neu

Mein Upcycling-Kissen ist fertig. Der Anfang ist im Post darunter.  Maße ca. 30 x 50 cm. Ich wollte zwar die Reste vom Pulli zur Verzierung verwenden, aber gefiel mir alles nicht. Zum Glück fiel mir in die Hand eine alte Stickarbeit, die farblich perfekt passte. Plus noch 10 einfache Knöpfe - perfekt! 

Der Pulli war übrigens aus Schottland, reine Schurwolle. Die Motten haben es auch geliebt ;-)


Montag, 19. Oktober 2020

Upcycling: Kissenbezug

Wenn die Motten kommen, hinterlassen sie keine Freude ;-) Von diesem Pulli wollte ich mich nicht trennen. Was tun? Einen Kissenbezug, also ein Upcycling-Projekt. Das ist kein Hexenwerk.

Zuerst Ärmel abschneiden, dann Pulli zusammenlegen, die Kanten zusammennähen, den überstehenden Rest abschneiden, wenden. Fertig!

Und jetzt mache ich ein wenig Beiwerk ;-) sonst ist es zu langweilig. Ich habe noch eine alte Strickjacke, die farblich schöne Akzente macht. 

Samstag, 10. Oktober 2020

Ewilpa: Es geht weiter

EWILPA® Mönchengladbach: Wildes Urban Gardening.
Unsere Kräuterspirale ist heute gewachsen. Wir haben ein Teil Dachziegel vom Tor dahin gekarrt. Dann haben wir alles gemessen und den Grundriss für die kleine Mauer gelegt.  
Ich bin froh, dass ich die Schubkarre dafür gekauft habe, sonst hätten wir gar nichts. Auf dem Gelände ist nämlich keine!
Wenn ich mir die Umstände richtig überlege, dann frage ich mich, was ich da überhaupt noch mache. Wir bringen unsere eigenen Schaufeln mit, auch sonstiges Equipment. Die Schubkarre haben wir jetzt auch. Sie wird auch von anderen Helfer benutzt, wenn wir nicht da sind – ist auch richtig so! Es gibt keinen Unterstell, wenn es regnet. Und wo es so heiß war, gab es gar keinen schattigen Plätzchen, wo man sich ausruhen konnte. Bis zur Toilette ist ein weiter Weg, sie ist nebenan im Gartenverein…
Ich kann nur am Samstag kommen, für zwei Stunden. Genauso wie ein paar anderen Helfer. Wir arbeiten ehrenamtlich und erwarten keine Gegenleistung. Und wenn ich diese eigenwillige Wildnis sehe, die zum „kultivierten“ Leben erwachen soll, fragt mich mein Gehirn, ob ich noch gescheit bin…
Ich brauche dafür gar keine Antwort zu geben.
Die Stimme meines Herzens ist viel lauter!
Wenn wir unsere Arbeit getan haben und ich mich umsehe – das ist für mich die Belohnung und die Antwort auf alle Fragen. Dieses Stück wilder ungezähmter Natur strahlt so viel Ruhe und Gelassenheit aus, dass ich meine Schweißperlen und die ganze Anstrengung vergesse. Der ganze Stress der Woche löst sich einfach in der Luft auf.
Und genau das ist der Grund, warum ich immer wieder komme.